
Mit Ende der vergangenen Bundesliga-Saison wurde Oliver Kahn als CEO des FC Bayern entlassen. Vor kurzem machte der ehemalige Münchener-Funktionär mit einer Reise nach Saudi-Arabien auf sich aufmerksam. "Um eine Präsentation über Fußballklubs in Europa zu halten", reiste er in den Wüstenstaat, wie er nun im Interview mit der tz erzählte.
Suadi-Arabien steht seit langem in der Kritik, so auch die Reise von Kahn, bei der er sich unteranderem mit Cristiano Ronaldo und Neymar hat ablichten lassen. Doch der Ex-Profi stellte klar: "Die Welt ist etwas komplizierter als manche sie darstellen. Sie ist nicht nur schwarz und weiß." So sieht er auch die zahlreichen Transfers, die im vergangenen Sommer von den Saudi-Klubs getätigt wurden, nicht ganz so kritisch.
Kahn über Saudi-Transfers: "Viele spüren eine Aufbruchsstimmung im Land."
"Natürlich spielen wirtschaftliche Interessen immer eine Rolle. Aber viele Menschen spüren, basierend auf der "Vision 2030", eine Aufbruchstimmung im ganzen Land. Das ausgegebene Ziel, in Zukunft zu den besten Ligen auf der Welt gehören zu wollen, hat sicher zusätzlich für viele Spieler seinen Reiz", erklärte der ehemalige Weltklasse-Keeper.

Neben Neymar und Ronaldo waren etliche Stars, darunter Ballon-D’Or-Sieger Karim Benzema oder Sadio Mane, nach Saudi-Arabien gewechselt. Bei den hohen Transfersummen, die die Vereine teilweise gezahlt hatten, sieht Kahn sowohl Vorteile als auch Nachteile.
"Für die europäischen Vereine ist das ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite profitieren die Klubs von den hohen Transfereinnahmen, die sie wieder reinvestieren können. Solange es sich vor allem um ältere Spieler handelt, für die man noch sehr viel Geld bekommt, ist das eine gute Sache", so der 54-Jährige. Doch sollten sich vermehrt jüngere Spieler für den Schritt in die Wüste entscheiden, "wird es gefährlich für die europäischen Ligen und ihre Klubs. Deshalb werden die Entwicklungen in Saudi-Arabien mit Argusaugen beobachtet."
Kahn: Saudi-Arabien hinkt europäischen Top-Ligen noch hinterher
Doch um mit den Top-Ligen in Europa mithalten zu können, ist es nach Aussage des Ex-Vorstandschefs des FCB noch etwas früh: "Da gilt es noch einiges aufzuholen. Beim Fanerlebnis, der Infrastruktur, bei der Ausbildung eigener Spieler und auch beim Aufbau von Managementkapazitäten gibt es noch viele Potentiale."
Verwendete Quellen